Gusen

Steyr-Daimler-Puch AG.

Häftlinge auf dem Weg zur ihren Arbeitskommandos. In den abgebildeten Hallen V und VI wurde für die SDP gefertigt. Zeichnung von Lodovico Barbiano di Belgiojoso, o. J. (A.N.E.D., Mailand)Häftlinge auf dem Weg zur ihren Arbeitskommandos. In den abgebildeten Hallen V und VI wurde für die SDP gefertigt. Zeichnung von Lodovico Barbiano di Belgiojoso, o. J. (A.N.E.D., Mailand)Die Steyr-Daimler-Puch AG. (SDP) war der größte Rüstungskonzern der Ostmark. 1938 bis 1942 ein Tochterunternehmen der Reichswerke „Hermann Göring“, expandierte die SDP in den Kriegsjahren in großem Umfang. Die SDP war auch das erste Rüstungsunternehmen, das ab 1941 – bei den Flugmotorenwerken in Steyr – KZ-Häftlinge einsetzte. Vor allem die persönlichen Beziehungen des Generaldirektors Georg Meindl zu hohen Funktionären der SS und des NS-Regimes ermöglichten der SDP den frühen und bevorzugten Zugriff auf Arbeitskräfte aus den Konzentrationslagern. 

Im Februar 1943 erhielt die SDP vom Rüstungsministerium den Auftrag zur Steigerung der Produktion von Karabinern. SDP und SS einigten sich in der Folge auf die Verlegung einer Gewehrteilefertigung ins Konzentrationslager Gusen, die noch im März 1943 aufgenommen wurde. Vertragsgemäß produzierte die SDP in eigener Verantwortung, während die DESt. die Infrastruktur, das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt die KZ-Häftlinge zur Verfügung stellte. Dieses Übereinkommen war für beide Seiten von nicht nur wirtschaftlichem Vorteil: Die SS konnte sich an der Kontrolle durch das Oberkommandos des Heeres vorbei mit zusätzlichen Waffen versorgen; die SDP konnte bei kriegsbedingtem Arbeitskräftemangel auf KZ-Häftlinge zugreifen. 

Die SDP erweiterte die Produktion in Gusen beständig. Ende 1943 arbeiteten etwa 1.300 KZ-Häftlinge in acht Fertigungshallen für die SDP. Nach schweren alliierten Luftangriffen auf das Hauptwerk in Steyr am 23. und 24. Februar 1944 wurde auch die Lauffertigung nach Gusen verlegt. Im zweiten Halbjahr 1944 wurden die der SDP einverleibten Gewehrfabriken Radom und Warschau aus dem Generalgouvernement in die Ostmark evakuiert, die Maschinen großteils in den Gusener Stollenanlagen untergebracht. Gegen Kriegsende stellten etwa 5.000 Häftlinge in 18 Hallen und in unterirdischen Stollen Teile für Karabiner, Maschinengewehre und Flugmotoren her.